Storchengesang

 „Sie wird wieder am Bahnsteig stehen heute Abend … wie immer.“ Er setzt Fuß vor Fuß, den Kopf gesenkt, den Blick auf den schmalen Wiesenpfad vor seinen Stiefeln geheftet. „Perfekt gekleidet wie immer …. , ein perfektes Essen wartet …. , ihre perfekten Lippen warten auf mein Gesicht … “ Widerwille zieht seine Mundwinkel abwärts, er bemerkt es nicht. Auch nicht das Prickeln der kühlen Morgenluft in seinen Lungen und nicht den zartrosa Wolkenhauch im tiefen Blau, direkt über seinem Kopf.
Seit drei Tagen ist er unterwegs, die ungewohnte Belastung hat seine Beine schwer werden lassen. „Fünfhundert Mails werden es morgen wohl sein … es macht so müde …“ Der Pfad beginnt anzusteigen, er zwingt sich, sein Tempo zu halten. „Bestimmt hat Petersen mir sein Projekt wieder halbgar auf den Schreibtisch geschmissen … ‚Alles fertig, Chef!‘ … Und ab in den Urlaub!“ Der Pfad wird steiler, aufkeimender Ärger beschleunigt seinen Schritt. Bald pocht es in seinen Schläfen, sein Atem wird tiefer, die Anstrengung lässt ihn das Arbeiten seiner Muskeln spüren, beendet den Montag in seinem Kopf. Erste Sonnenstrahlen blinzeln über den Kamm der Anhöhe und verwandeln die Tautropfen vor seinen Stiefeln in einen funkelnden Perlenteppich. Und es gelingt ihnen sogar, ein kleines Lächeln in sein verschlossenes Gesicht zu zwingen.

Auf dem Bergrücken über ihm gewinnen die Sitzgruppen eines Rastplatzes langsam Kontur. Dort hat man eine schöne Aussicht, erinnert er sich. „Zeit für’s Frühstück!“ Seine Stimmung hellt sich etwas auf. Oben angekommen wird er nicht enttäuscht. Lange streift sein Blick über die Landschaft, bis sein knurrender Magen ihn erneut ans Frühstück erinnert. Er hat es sich auf einer der Holzbänke bequem gemacht, kaut gerade genüsslich die ersten Bissen, als eine Bewegung weiter unten am Hang seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Verdammt, kann man nicht einmal hier in Ruhe frühstücken!“ schießt es ihm durch den Kopf, als er begreift, dass dort eine Wandergruppe Kurs auf seinen Rastplatz nimmt.
Neun Frauen kann er mit der Zeit ausmachen, dazwischen, etwas verloren, drei Männer. Einige stecken in einer Ausrüstung, die für den Mount Everest gereicht hätte, andere sind in Jeans und Turnschuhen dabei, zwei Frauen tragen lange bunte Kleider zu schweren Bergstiefeln. Ein hoch aufgeschossener junger Mann mit langem Haar und Stirnband stiefelt vorweg, die anderen folgen mit etwas Abstand. Zwischen Ende Zwanzig und Ende Sechzig sind alle Altersklassen vertreten. Das Schlusslicht bildet eine zierliche, wieselflinke Weißhaarige. Bunter Haufen, denkt er. Missmutig beißt er in sein Brot, beobachtet kauend, wie die Gruppe sich den Hang heraufarbeitet. Oben angekommen sammeln sie sich in einigem Abstand, setzen dort ihre Rucksäcke ab. Er ist erleichtert. Die meisten sind aus der Puste, Luft schnappend stehen sie herum, halten ihre Gesichter in die Morgensonne oder lassen ihren Blick schweifen, das Gemurmel ihrer Gespräche dringt herüber zu ihm.
Nach einer Weile beginnen sie, sich um die zierliche Weiße zu scharen, sie verschwindet in ihrer Mitte. Es wird still. „Eine Ansprache … hier?“ Neugierig lauscht er.
„Aaaaaaaaaaaaaaaa!“ Tönt eine sonore Frauenstimme aus der Gruppe hervor, erweckt eine Stimme nach der anderen zum Leben, trägt sie mühelos in die Weite. „Oh nein! Wenn sie mich jetzt ‚Im Frühtau zu Berge…‘ begrüßen, packe ich ein und gehe!“ Sein Interesse ist schlagartig erloschen, er hasst Volksliederkitsch. Ein Augenblick herrscht Stille. Er überlegt, ob er sich die Ohren zuhalten soll, aber er will nicht unhöflich erscheinen.
„Sonne, in mein Gesicht! … Sonne, versteck‘ sie nicht …“ Kraftvoll erhebt sich eine freudige Melodie. Noch nie gehört, stellt er fest. Auch den Text kennt er nicht, unwillkürlich lauscht er weiter. „Es klingt wie ein Gruß… oder beten sie?“ Auf das, was an sein Ohr dringt kann er sich keinen Reim machen. Erst singt nur ein Teil der Gruppe, weitere fallen mit einer anderen Stimmlage ein, ein Kanon baut sich auf. Deutlich sind die drei Männerstimmen zwischen den Frauenstimmen heraus zu hören. Er schmunzelt, als er es bemerkt. Mit jeder Strophe gewinnen die Stimmen Kraft, Gesichter wenden sich der Sonne zu, beginnen zu strahlen. „Keine Ahnung, was für Spinner das sind….. aber sie haben ihren Spaß.“ stellt er nicht ganz ohne Neid fest. Einige Strophen weiter erwacht, von ihm unbemerkt, ein Brummen in seiner Kehle, wird leise Stimme, versucht, sich an den Männerstimmen fest zu halten.
Stille breitet sich nach der letzten Strophe aus, unschlüssig stehen die Sänger herum. Die zierliche Weiße kommt zu seiner Holzbank herüber. „Wir hoffen, wir stören Sie nicht allzu sehr? Dürfen wir uns dazu setzen?“ lächelt sie ihn an. “Nein, nein, überhaupt nicht! Bitte, nehmen sie Platz!“ antwortet er erfreut, als hätte er darauf gewartet. „Was ist denn in Dich gefahren?“ beginnt er sich zu wundern. Die Sänger verteilen sich über die beiden Sitzgruppen. Ihm gegenüber nimmt ein korpulenter Glatzkopf mit Schirmmütze Platz, die zierliche Weiße setzt sich daneben. Mitgebrachtes wird ausgepackt. Schweigend essen alle, bis der erste Hunger gestillt ist und auch er lässt es sich wieder schmecken. Gesprächsgemurmel mach sich breit. „Und, wie gehen wir jetzt weiter?“ will die zierliche Weiße nach einer Weile vom Glatzkopf wissen. Noch kauend schiebt dieser seine Brotdose zur Seite und kramt eine Wanderkarte aus dem Rucksack. „Also … wir sind jetzt hier…“, beginnt er zögerlich. Neugierig folgt sein Blick dem Finger des Glatzkopfs auf dessen Wanderung über die Karte. Obwohl diese für ihn auf dem Kopf steht, erahnt er schnell, wohin die Gruppe laufen will. Auch dass der Finger des Glatzkopfs mehr als einmal unschlüssig auf der Karte hin und her irrt entgeht ihm nicht. „Sie scheinen die gleiche Strecke geplant zu haben wie ich…“ entfährt es ihm zu seinem eigenen Erstaunen. Der Glatzkopf schaut erfreut hoch. „Kennen Sie sich denn aus hier?“ fragt er erwartungsvoll. „Ein wenig. Dieses Frühjahr bin ich die Strecke schon einmal gelaufen.“ – „ Oh, vielleicht können Sie uns dann weiter helfen!“ setzt der Glatzkopf hoffnungsvoll nach. „Wissen Sie, der Wanderführer, der uns heute begleiten sollte, ist schon auf den ersten Metern mit dem Fuß umgeknickt. Bänderriss wahrscheinlich, wenn nicht gar Schlimmeres. Wir kennen uns hier kaum aus, aber wir wollten auf die Wanderung trotzdem nicht verzichten. Da haben wir dem Wanderführer die Karte abgeschwatzt und sind los.“ Auch die zierliche Weiße sieht jetzt erwartungsvoll zu ihm herüber. „Allzu gut kenne ich die Gegend auch nicht, aber lasst es uns versuchen.“ lenkt er ein. Schon nach den ersten Fragen des Glatzkopfs bereut er sein Angebot. Ihnen ist nicht nur die Gegend fremd, stellt er betrübt fest. „Auch die Orientierung mit einer Karte ist ein Buch mit sieben Siegeln für die …“ Die zierliche Weiße scheint aus seinen Erklärungsversuchen ihre eigenen Schlüsse gezogen zu haben. „Ich glaube, wir hätten doch nicht ohne den Wanderführer losgehen sollen“, beginnt sie. „Wir kennen uns einfach zu schlecht aus um weiter zu gehen.“ Der Glatzkopf sieht betreten von der Karte hoch. „Lasst uns hier noch eine Weile diesen wunderschönen Morgen genießen und dann kehren wir um.“ Leicht verlegen schweigt sie, während der Blick des Glatzkopfs ein Loch in die Karte bohrt „Also … wenn ihr möchtet können wir zusammen wandern“, entschlüpft es ihm da. „Aber Singen kann ich nicht!“ ergänzt er hastig, als ihm klar wird, worauf er sich gerade einlässt. „Sie haben einen schönen Bass!“ wirft die zierliche Weiße spontan ein. „Ich habe Sie vorhin mitsingen gehört.“ ergänzt sie, als sie seinen verdutzten Blick bemerkt. „Außer ihr kann niemand von uns singen.“ nickt der Glatzkopf trocken in ihre Richtung. „Aber es tut uns gut!“ Dieser verirrte Haufen scheint heute mein Schicksal zu sein, seufzt er bei sich.

Unterwegs kommen sie schnell ins Gespräch. Man stellt sich vor, unterhält sich über das Woher und Wohin, Sie wird zum Du, die Schritte finden langsam einen gemeinsamen Rhythmus. Auch die Gespräche geraten in Bewegung, vom Wandern zum Singen, vom Gestern zum Morgen und weiter. Unter den Sängern sind die verschiedensten Berufe und Familienverhältnisse vertreten, stellt er fest. Da ist die Mutter, die sich eine Auszeit vom Dauerspagat zwischen Kindern und Beruf genommen hat, die pensionierte Lehrerin, die Werbegrafikerin, der Langhaarige mit dem Stirnband entpuppt sich als Unternehmensberater, der Glatzkopf ist Chemieingenieur und zusammen mit seiner Partnerin hier. Die zierliche Weiße ist die einzige, die auch im Alltag mit Gesang zu tun hat. Sie ist Stimmbildnerin, Sängerin und Liedermacherin in einem. Singen und Wandern bietet sie als Wochenendveranstaltung an.
Vor der Mittagspause wird es ernst für ihn. „Lasst uns noch was singen, bevor wir uns den Magen voll schlagen!“ fordert die zierliche Weiße die Gruppe auf. Unschlüssig bleibt er zurück, während die anderen sich aufstellen. „Komm!“, winkt sie ihm zu. Er zögert. „Uns fehlt ein Bass …“ Ihrem zwingenden Lächeln kann er nicht widerstehen. Dazu stellen kann ich mich ja, denkt er und sucht sich zwischen dem Langhaarigen und dem Glatzkopf einen Platz.

Es ist Spätnachmittag, als sie die letzte Anhöhe auf ihrer Tour erreichen. Die schräg stehende Sonne lässt im Tal den Dunst milchig schimmern, die Bergflanken hinter ihnen zeichnet sie in sanften Kontrasten. Seine Blicke schweifen, eine zufriedene Ruhe ist in ihm, er spürt die Sonne in seinem Gesicht. „Von hier oben ist der Weg zu Eurer Unterkunft leicht zu finden“, sagt er zu der zierlichen Weißen. „Aber ich muss einen anderen Weg nehmen, wenn ich heute Abend meinen Zug noch erwischen will.“ Sie nickt. Etwas später werden Rucksäcke abgesetzt und Wasserflaschen heraus genestelt, müde setzen einige sich ins Gras. „Das Meiste haben wir geschafft!“, muntert die zierliche Weiße die Wanderer nach einiger Zeit auf. „Kommt, wir singen noch einmal, bevor wir weiter gehen. Gestern haben wir ja diese Vertonung des Gedichts von Hilde Domin ausprobiert, ich glaube das passt jetzt!“. Die Gruppe schart sich um sie, wieder findet er zwischen dem Langhaarigen mit dem Stirnband und dem Glatzkopf Platz, lauscht. Eine tragende Melodie lässt schlichte Verse sanft in den Nachmittag gleiten: „Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten“. Bald kann er mitsingen, wieder verflechten sich die Stimmen zu einem Kanon, die Männerstimmen an seinen Seiten tragen die seine mit sich.
Sein Blick schweift über die Gruppe. Da bemerkt er aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Himmel, schaut hoch. In einiger Entfernung kann er einen Vogel ausmachen. „Ein Reiher vielleicht?“, rätselt er. Auch der Langhaarige mit dem Stirnband hat ihn entdeckt. Ihre Augen folgen dem Flug des Vogels, während sie unverdrossen weiter singen. Unvermittelt ändert das Tier seine Flugrichtung und nimmt Kurs auf die Gruppe. „Ah, ein Storch!“ stellt er erfreut fest, als es näher gekommen ist. Der Storch überfliegt die Gruppe. Ein schönes Tier, denkt er und sieht ihm nach. Da ändert der Storch erneut seine Richtung, dreht um und beginnt, über den Sängern zu kreisen. Das kräftige Rot seines Schnabels und seiner langen Beine leuchtet in der Nachmittags­sonne. Der Glatzkopf neben ihm schaut nun auch nach oben. Die zierliche Weiße hebt ihren Kopf, lächelt hinauf, wendet ihre Aufmerksamkeit wieder den Sängern zu. Langsam kreisend verringert der Storch seine Höhe, zieht weitere Augenpaare auf sich. „Das Wunder ist etwas groß für meine Hand…“ schießt es ihm durch den Kopf, seine Stimme gerät ins Stocken. Bis auf die zierliche Weiße schauen jetzt alle Sänger hoch und singen den Storch an, Verwunderung schleicht sich in ihre Stimmen. Nur die Stimme der zierlichen Weißen trägt die Verse weiter unbeeindruckt in die Weite. Dann dreht der große Vogel eine letzte Runde, nimmt Kurs auf sein ursprüngliches Ziel und verschwindet in der Ferne. Die Begegnung mit ihm hat sämtliche Müdigkeit vertrieben, die Stimmen gewinnen erneut an Kraft, die meisten Sänger lächeln, einige strahlen sogar.
Auch er hat gerade wieder in den Gesang hinein gefunden, als er erneut eine Bewegung am Himmel wahrnimmt. Er schaut hoch und sieht den Storch aus der gleichen Richtung zurückkehren in die er verschwunden war, erneut hält er auf die Gruppe zu. Und hinter ihm, in einigem Abstand, ein zweiter. Sein Blick bleibt an den gefiederten Besuchern haften. „Nein, unmöglich … kommt er mit seiner Partnerin zurück?“ rätselt er. Weitere Augenpaare richten sich hinauf, erneut tönen die Verse zunehmend himmelwärts. Die Vögel überfliegen die Gruppe, drehen in einer perfekt abgestimmten Bewegung um und beginnen, über ihnen zu kreisen. Ihm bleibt seine Stimme in der Kehle stecken. Bald sind aller Augen nach oben gerichtet. Noch erklingen die Strophen kräftig, aber ein Zaudern hat sich eingenistet. Die Störche ziehen ihre Kreise langsam tiefer. Er sieht die Mühelosigkeit, mit der sie ohne Flügelschlag dahin gleiten, den goldenen Schimmer, mit dem die Nachmittagssonne das Weiß ihrer Körper überzieht, die scharfen Umrisse ihrer nachtschwarzen Schwungfedern vor dem matten Blau des Nachmittagshimmels, sogar ihre Augen kann er erkennen. „Was sehen sie?“ fragt er sich. Der Gesang um ihn herum wird leiser. Er schaut verlegen um sich, bemerkt die Verwirrung des Langhaarigen mit dem Stirnband neben sich. Die klare Stimme der zierlichen Weißen erklingt weiter unbeeindruckt. Nur wenige singen noch mit, ihre Stimmen halten sich unsicher an der der zierlichen Weißen fest. Tiefer und tiefer kreisen die Störche, eine Stimme nach der anderen erstirbt. Als letzte vollendet die zierliche Weiße souverän ihre Strophe und verstummt. Die Gruppe fällt in die Stille, vergisst zu atmen. Die Köpfe im Nacken, folgen dreizehn Augenpaare den Kreisen der Vögel, vergessene Münder stehen offen. Ein leises Sausen kommt von den breiten Schwingen und jagt ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Augenblicke verrinnen, niemand rührt sich.
In der Stille verlieren die Störche ihr Interesse, langsam steigen sie wieder höher. Sie ziehen eine letzte Runde und verschwinden in der Richtung, aus der sie gekommen sind. Die zierliche Weiße lässt ihre Stimme erneut in den Himmel steigen und holt damit einen Sänger nach dem anderen aus seiner Erstarrung. Zuletzt findet auch seine Stimme wieder zu den anderen. Langsam beruhigen sich die Nerven, die Anspannung verliert sich aus den Stimmen, weich werden sie und weit.

Im Tal unter ihm schälen sich die Siedlungen einer Kleinstadt aus der Landschaft. Trotz der Müdigkeit seiner Beine schreitet er ihr munter entgegen. Der Abschied von den Sängern ist schon über eine Stunde her, aber aus ihm summt und brummt es unaufhörlich. „Nicht müde werden …. “ Weiter unten startet er sein Navi und lässt sich zum Bahnhof lotsen. Als er den Bahnsteig betritt, ist die Sonne gerade hinter dem Horizont verschwunden. Wo sie eben noch war, glüht der Himmel orangerot und taucht die Landschaft unter sich in tiefe Schwärze. Nur die Schienen der beiden Gleise leuchten rotgolden daraus hervor. Er ist früh dran, niemand sonst wartet auf den Zug. Eine Bank kommt ihm gerade recht, er setzt sich. Entspannt legt er seine Arme über die Lehne und streckt die müden Beine von sich.
Der Zug ist pünktlich, ein entfernter Lichtpunkt, der langsam zu dreien zerfällt. „Sie wird wieder am Bahnsteig stehen heute Abend … wie immer.“ Das Summen und Brummen erstirbt in seiner Kehle. Die Schienen vibrieren, Metall donnert über Metall, Bremsen kreischen, die Lok stampft vorbei, dann herrscht Stille. Niemand steigt aus. Nur im ersten Wagen hinter der Lok öffnet sich eine Tür. Ein Zugbegleiter schaut den leeren Bahnsteig entlang, winkt dem Lokführer, verschwindet. Unmerklich rollt der Zug an, schneller und schneller gleiten Fenster und Türen an ihm vorüber, rote Rücklichter verschwinden langsam in der Dämmerung. Ein kühler Wind streicht ihm übers Gesicht, er atmet tief ein. „Sie wird sich wundern, heute Abend … “ Summend und brummend steht er auf. 

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 © Alice Maier, Dezember 2018